Die Mutter Courage vom Kaiserstuhl

Dokumentation von Reinhild Dettmer-Finke

2000, 30 Min., SWR

Am 24. März 2000 wird die 73 jährige Lore Haag im Haus der Wirtschaft in Stuttgart der „Orden für Zivilcourage“ überreicht. Mit dem jährlich ausgelobten Orden wird sie für ihr jahrelanges Engagement im Kampf gegen die Atomkraft geehrt, denn sie gehörte zu den Hauptakteuren der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen. Menschen wie Lore Haag ist es zu verdanken, dass damals das Kernkraftwerk in Wyhl nicht gebaut wurde und dass ausgehend von Wyhl eine ganze Region politisiert wurde, ja, bundesweit und länderübergreifend eine Umweltbewegung entstand. Wyhl ist bis heute ein Symbol für Widerstand gegen fortschrittsgläubige Energiepolitik, für politisches Engagement von Bürgern und für die Wiederentdeckung des Regionalen.

Ausgehend von der Ehrung stellt der Film Lore Haag vor, die sich jahrelang mit so viel persönlichem Engagement, Zeitaufwand und auch finanziellen Opfern in den Dienst der Allgemeinheit gestellt hat. Er fragt nach ihren Motiven, den schönen Erfahrungen, aber auch den Sorgen. Immerhin hat die früh verwitwete Frau vier Söhne alleine großgezogen, nebenbei noch Geld als Sekretärin verdient und eine Ausbildung zur Gymnastiklehrerin gemacht.

Heute lebt Lore Haag allein in ihrem ehemaligen Elternhaus in Weisweil, pflegt über 200 Apfelbäume – alles alte Sorten –, versorgt die eigenen Hühner, experimentiert mit Heilpflanzen, liest viel, kocht gerne und hält weiterhin regen Kontakt zu den alten Kämpen aus der Bürgerinitiative, mit denen sie im Februar ein Fest zum 25. Jahrestag der Wyhler Platzbesetzung ausgerichtet hat.

Crew

Kamera: Ingo Behring

Ton: Matthias Thomae

Schnitt: Karin Brost

Redaktion: Michaela Funk