Shoah und Pin-Ups – Der NO!-Artist Boris Lurie
Dokumentarfilm von Reinhild Dettmer-Finke und Matthias Reichelt
2006, 88 Min., ARTE/WDR
Boris Lurie war Mitbegründer der New Yorker No!art-Bewegung, die in den späten 50ern als Gegenspielerin zum Abstrakten Expressionismus und zur aufkommenden Pop-Art entstand. Seine provokativ-extremen Arbeiten loten die Niederungen menschlicher Existenz aus. Sie verweigern sich dem Kunstmarkt. Seine Kunst und Literatur sind Ausdruck der am eigenen Leib erfahrenen Shoah: Kindheit in einer deutschsprachigen jüdischen Familie in Riga. Jugend im Rigaer Getto und in drei KZs. Seit 1946 in New York ansässig. Börsenspekulant und Kommunist. Weltbürger und Heimatloser. Mit Sehnsucht nach europäischer Kultur.
„Meine Sympathie ist mit der Maus, doch ich füttere die Katze.“ Boris Lurie, 2001
Seit über einem halben Jahrhundert sammelt Lurie Erinnerungen und Zeugnisse der Zeit. Seine Wohnung ist zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk geworden, in dem er lebt, aus dem er aber auch nicht entkommen kann. Seine höhlenartigen „Wohncollage“ ist der Ausgangspunkt unserer filmischen Spurensuche durch sein bewegtes Leben; eine Reise durch das letzte Jahrhundert und seine großen existentiellen Fragen ist. Ein höchst europäischer Film!
„Hier in New York ist es anders als in den Buchen Waeldchen.“ Boris Lurie, 1955
Ein Film über Heimatverlust, Traumabewältigung und Schuld. Ein Film über einen Menschen, der sich immer wieder an seiner Geschichte abarbeiten muss.
„Du glaubst, mein Freund, mein Menschenfresserfreund, das, was gewesen, ist nicht mehr?... Was ist geschehen und gewesen, das verschwindet nie.“ Boris Lurie, 1990
Langfassung: 88 Min.
Kurzfassung für ARTE-Themenabend: 58 Min.
Die Projektentwicklung wurde unterstützt von EURODOC-Skript
Credits
Idee: Matthias Reichelt
Kamera: Rainer Hoffmann
Ton und Schnitt: Mike Schlömer
Komposition/Bass: Dieter Ilg
Sounddesign: Martin Langenbach
Redaktion: Sabine Rollberg
Pressestimmen
www.jmberlin.de
Jüdisches Museum Berlin, 06.06.2016
Nein, ein Opfer ist dieser KZ-Überlebende nicht. Wer Nein sagen kann, ist ein freier Mensch... „SHOAH und PIN-UPS“: Ein provozierender Titel für einen sehr ungewöhnlichen Dokumentarfilm, der unbedingt in die Kinos gehört.
Badische Zeitung 17.02.07
Reinhild Dettmer-Finkes Film ist ein weiteres schönes Beispiel jener seltenen Kunst des Kinos, zu zeigen, „was mit Augen nicht zu sehen ist“: die Komposition einer menschlichen Existenz ...
Spex, Klaus Theweleit, Juli/2007
Ein beeindruckendes Porträt. Unbedingt sehenswert.
TIP, Berlin, April/2007
Ein intimer Dokumentarfilm, der zeigt, Luries Kunst ist auch heute noch notwendig.
TAZ Berlin 05./06.04.2007
Eine Schule des Sehens.
Berliner Morgenpost, 5./6.4.2007
Keine Kompromisse! Die Kunst des Boris Lurie.
www.hsozkult.de/exhibitionreview
Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften, 21.05.2016